Die zweite Landpartie: Hohenlychen

Blaues Wetter, sagt die Schwiegeroma. Wir frühstücken zusammen und machen dabei große Stullenpakete für unterwegs. Eines für mich. Ich gehe fotografieren. Eines für den Mann und die Kinder. Die wollen wandern gehen. Das kleine Kind will eigentlich nicht wandern, das will bei seinem Opa bleiben. Trotz Melone, Erdbeeren und Brause in seiner Marschverpflegung. Es muss aber doch mit.

In Finowfurt fahren wir von der Autobahn ab. Durch die Schorfheide über Landstraßen. Die sind leer. Leistenwerk Schorfheide. Groß Schönebeck. Freiwillige Feuerwehr. APO steht an einem Haus. THEKE ist abgefallen. Das kleine Kind informiert uns über jedes Tier, das es sieht. Zwei Vögel. Ein Stier. Ein was, bitteschön? Schon vorbei. Zwei Pferde. Birken leuchten weiß zwischen den rotbraunen Kiefernstämmen. Sie haben noch keine Blätter, die Birken. Es ist nicht nur früh am Morgen. Es ist früh im Jahr.

Gut Gollin. Eine Figur aus Strohballen. Weiden und Koppeln. Die Straße hat keinen Mittelstreifen mehr. Ein Notarztwagen vor einem Wohnhaus. Wie weit wird das Krankenhaus weg sein? Vietmannsdorf. Rechts ab nach Templin. Buschwindröschen am Straßenrand, ein dichter Teppich. Kurz vor Templin endlich Obstbäume. Ein Sendemast, der mir nicht weiterhilft. Das bin ich inzwischen gewohnt. Ein Bahnübergang. Am Stadion der Freundschaft vorbei. Eine Umleitung nach Lychen, und am Ortsausgang “oh, Kühe!” vytorin price. Das Kind freut sich.

Vor Lychen stehen hohe, alte Buchen mit viel Licht dazwischen. Wir halten auf dem Parkplatz gegenüber den alten Kasernen. Oder gegenüber den alten Lungenheilstätten. Das hängt davon ab, wie alt man selbst ist. Wir sind im Urlaub oft daran vorbeigefahren und wussten nicht, was das für Gebäude sind. Villen, die so nah beieinander gebaut sind wie Bungalows auf dem Zeltplatz. Einige freistehend, andere durch Quergebäude miteinander verbunden. Ein Lager, eine stillgelegte Stadt. Dahinter ein See. Am meisten hat mich das Schwimmbecken irritiert. Es ist mit Laub gefüllt. Seit ich es zum ersten Mal gesehen habe, möchte ich mich an den Beckenrand setzen. Heute ist der Tag.

Die Heilstätten sind ein lost place, ein vergessener Ort. Das ist die Berliner Bezeichnung für verfallene Bauwerke mit Zaun drumherum. In Wirklichkeit sind die Heilstätten nicht vergessen. Jemand hat das Gelände gekauft, jemand anders veranstaltet dort Fototouren. Der Mann und die Kinder gehen wandern. Ich habe fünf Stunden Zeit. Ich erkunde ein Gelände. Ich setze mich an den Beckenrand.

Blaues Wetter, sagt die Schwiegeroma. Wir frühstücken zusammen und machen dabei große Stullenpakete für unterwegs. Eines für mich. Ich gehe fotografieren. Eines für den Mann und die Kinder. Die wollen…

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